Third party funded individual grant
Start date : 01.06.2020
End date : 31.05.2023
Aufgrund des demografischen Wandels wird es in den kommenden Jahren zu einer erheblichen Zunahme an alten nierenkranken Menschen kommen, die an einer Vielzahl gravierender Begleit- und Folgeerkrankungen leiden und die Gesundheitssysteme vor erhebliche Herausforderungen stellen werden. Derzeit gibt es in Deutschland ca. 86.000 Dialysepatienten, von denen knapp 22% zwischen 65 und 74 Jahre und etwa 41% über 75 Jahre alt sind, so dass insgesamt 62% der Dialysepatienten die Altersdefinition über 65 Jahre für geriatrische Patienten erfüllen. Ca. 8.000 Dialysepatienten in Deutschland befinden sich auf der Warteliste für ein Organ, davon erfüllt die Mehrzahl die Kriterien für Multimorbidität und Frailty. Der Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen für diese geriatrisch-nephrologischen Patienten ist sehr hoch. Durch die Multimorbidität der Patienten ist dies aber kein Problem, das auf geriatrische Patienten beschränkt bleibt. Auch jüngere Patienten können durch die Erkrankung und durch die langjährige Dialysetherapie deutlich „voraltern“ und erreichen schneller einen Frailty-Status, der nicht mit dem Lebensalter korreliert. Auch bei diesen Patienten besteht häufig ein ausgeprägter Transplantationswunsch, aber leider werden viele dieser Patienten nicht mehr transplantiert, weil sie durch die vielen Jahre auf der Warteliste über die Jahre ihren „T“-Status durch Multimorbidität verlieren.
Ziel ist es, für diese vulnerable und wachsende Patientengruppe eine angepasste stationäre Rehabilitationsmaßnahme anzubieten. Zu den Therapiemodulen dieses Versorgungskonzeptes zur Rehabilitation gehören, neben der medizinischen Betreuung, die psychologischen Leistungen, Schulungen - insbesondere in der Prä-Transplant-Vorbereitung - sowie Maßnahmen zur sozialen Rehabilitation und physio- und sporttherapeutische Maßnahmen, aber auch allgemeine Themen sowie Gesprächsgruppen.
Im Zentrum jedes Rehabilitationsaufenthaltes steht eine intensive, nephrologisch-transplantationsmedizinisch ausgerichtete Diagnostik und Therapie (mit u.a. regelmäßiger Facharztvisite, fachspezifischem Hintergrund und Rufbereitschaft) in enger Kooperation mit dem einweisenden Zentrum bzw. den kooperierenden internistischen Praxen. Durch die Bündelung der Versorgung der Patienten im Fachklinikum Herzogenaurach in Kooperation mit den niedergelassenen Praxen und der Medizinischen Klinik 4 werden Fahrten für die Patienten zu seinen verschiedenen behandelnden Ärzten vermieden, die niedergelassenen Ärzte können über die elektronische Fallakte auf die aktuellen Befunde des Patienten zugreifen und die Versorgung dieser vulnerablen Patientengruppe, deren Versorgung häufig sehr aufwändig ist, wird vereinfacht. Patienten aus dem ländlichen Raum werden hierdurch enorm profitieren.
Durch das Reha-Programm „Fit für die Transplantation“ wird bei geriatrischen und multimorbiden Patienten auf der Transplantationswarteliste angestrebt, dass sie körperlich und mental in Anbetracht der mehrjährigen Wartezeit auf eine postmortale Organspende transplantabel bleiben und letztendlich diese Wartezeit auch überleben. Mit einer strukturierten Vorbereitung auf die Transplantation sollen Operationsrisiken und die Krankenhausverweildauer reduziert, die Resultate der Transplantation optimiert, das Transplantatüberleben verlängert und Begleiterkrankungen minimiert werden.
Die Teilnahme an diesem Rehabilitationspaket wird langfristig auch die Wirtschaftlichkeit der Versorgung geriatrisch-nephrologischer Patienten deutlich verbessern.