Weise C, Herbstreit R, Kip A, Semmlinger V, Al Sari S, Grupp F, Johow J, Ehring T, Morina N, Stangier U, Schade-Brittinger C, Mewes R (2025)
Publication Type: Conference contribution, Abstract of lecture
Publication year: 2025
Theoretischer Hintergrund: In 2023 waren weltweit über 117 Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Krisen, Krieg oder politischer Verfolgung (UN Global Trends Report). Geflüchtete Menschen zeigen hohe Raten an psychischen Störungen und auch nach Ankunft in sicheren Ländern erhöhen lange Asylverfahren und Diskriminierung das Risiko psychischer Störungen. Zusätzlich erschweren Sprachbarrieren, Angst vor Stigmatisierung und fehlendes Wissen den Zugang zur Psychotherapie.
Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit einer niedrigschwelligen, kultursensiblen Psychoedukation zur Steigerung von Wissen über psychische Gesundheit und die Inanspruchnahme von Psychotherapie („Teegarten“) zu untersuchen.
Methode: Die Studie fand an vier Standorten statt. Insgesamt wurden 170 Asylsuchende aus verschiedenen Herkunftsländern (53% weiblich), die erst seit kurzem in Deutschland leben, in die Studie aufgenommen und randomisiert zur Interventions- (IG, n=87) oder Wartekontrollgruppe (WKG, n=83) zugeordnet. Teilnehmende der IG starteten direkt mit der Intervention (2 Gruppensitzungen á 90 Minuten), Personen in der WKG erhielten diese 2 Monate nach Abschluss der Intervention in der IG. Zu vier Zeitpunkten (prä, post, 2- und 6-Monats-Follow-up) wurden Wissenszuwachs über psychische Störungen und Behandlungsmöglichkeiten, Offenheit gegenüber der Inanspruchnahme von Psychotherapie sowie psychische Belastung (GHQ) erfasst.
Ergebnisse: Nach Ende der Intervention zeigten Teilnehmende der IG im Vergleich zur WKG einen signifikant größeren Wissenszuwachs und einen signifikant stärkeren Rückgang der psychischen Belastung. Hinsichtlich der Offenheit gegenüber Psychotherapie konnte keine signifikante Interaktion nachgewiesen werden. Nachdem auch die WKG die Intervention erhalten haben, zeigten sich keine Gruppenunterschiede mehr hinsichtlich des Wissenszuwachs, d.h. auch die WKG profitierte von der Intervention nach der Wartezeit.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse belegen die Effektivität der kultursensiblen Psychoedukationsintervention Teegarten zur Steigerung von Wissen über psychische Störungen und deren Behandlung. Die nachgewiesene Reduktion der psychischen Belastung spricht dafür, dass bereits durch eine kurze und niedrigschwellige Intervention eine Verbesserung der Versorgungslage für Asylsuchende erreicht werden kann.
APA:
Weise, C., Herbstreit, R., Kip, A., Semmlinger, V., Al Sari, S., Grupp, F.,... Mewes, R. (2025, April). Effektivität einer niedrigschwelligen, kultursensitiven Psychoedukation für Asylsuchende (LoPe-Studie): Ergebnisse einer multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie. Paper presentation at 4. Deutscher Psychotherapie-Kongress 2025, Berlin, DE.
MLA:
Weise, Cornelia, et al. "Effektivität einer niedrigschwelligen, kultursensitiven Psychoedukation für Asylsuchende (LoPe-Studie): Ergebnisse einer multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie." Presented at 4. Deutscher Psychotherapie-Kongress 2025, Berlin 2025.
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